Schiedsrichter besser schützen

Bild: Angelika Aschenbach

„Gewalttaten und Übergriffe gegen Schiedsrichter auf den Amateurfußballplätzen schockieren und machen fassungslos“, so der SPD-Abgeordnete Oliver Ulloth in der heutigen Plenardebatte des Hessischen Landtags über einen entsprechenden der Regierungsfraktionen. Ulloth sagte: „Schiedsrichter sind Woche für Woche, bei Wind und Wetter ehrenamtlich auf unseren Sportplätzen aktiv. Dafür muss man sie wirklich nicht beschimpfen oder gar verletzen.“

Auswertungen von Spielberichten kämen bundesweit in der Saison 2018/19 auf rund 3.000 Angriffe, ein Plus von über 100 Fällen gegenüber der Vorsaison. ‚Nur‘ jedes 2.000te Spiel habe wegen gewaltsamer Angriffe abgebrochen werden müssen. Und dass bei rund 80.000 Spielen an jedem Wochenende bzw. 1,5 Mio. Spielen pro Jahr. Letztlich sei aber jeder derartige Vorfall einer zu viel!

„Der Hessische Fußballverband und der DFB haben das Thema auf dem Schirm und reagieren darauf“, weiß Ulloth, der selbst als Schiedsrichter aktiv ist. Ihm persönlich mache die Intensität einzelner Angriffe mehr Sorgen als die Anzahl der Fälle. „Der Spruch ‚Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht‘, war offenbar gestern“, sagt Ulloth. Heute flögen gefühlt öfter die Fäuste. „Und leider haben wir das in Münster in besonders brutaler Weise erleben müssen. Was meinem Schiedsrichterkollegen Nils da passiert ist, wünsche ich niemandem. Wir hoffen sehr, dass er und seine Angehörigen das Geschehene möglichst bald verarbeiten können.“

Ulloth begrüßt die klare Reaktion seiner Schiedsrichterkolleginnen und –kollegen, die deutlich gemacht hätten, dass für Gewalt, Hass und Rassismus auf Sportplätzen kein Platz sein dürfe. „Als viel zu niedrig empfinde ich das sportgerichtliche Strafhöchstmaß für solche Taten“, macht Ulloth klar. So habe das Kreissportgericht gegen den Spieler des FSV Münster, der den Schiedsrichter brutal niederschlagen hatte, lediglich eine Sperre von drei Jahren verhängen können, was in keinem Verhältnis zur Schwere der Tat stehe.

Gefragt sei nicht nur die Sportgerichtsbarkeit, sondern vor allem Polizei, Justiz und die Politik. „Fußballplätze sind keine rechtsfreien Räume. Angriffe auf Schiris sind Delikte gegen die körperliche Unversehrtheit und als solche auch strafrechtlich zu ahnden. Diese Taten auf unseren Sportplätzen müssen konsequent verfolgt und bestraft werden.“ Was an den Wochenenden auf den Fußballplätzen geschehe, sei leider oft der Spiegel der Gesellschaft. Ebenso wie zuvor schon Feuerwehrleute, Rettungssanitäter oder Kommunalpolitiker bekämen jetzt auch Schiedsrichter die sinkenden Hemmschwellen zu spüren. „Als Fußballer frage ich mich, weshalb diese Entwicklung in anderen Sportarten, beispielsweise im Handball oder beim Basketball deutlich weniger zu verspüren ist.“

Die SPD erkenne für sich die Verpflichtung, alles tun, um Schiris besser vor Gewalt zu schützen. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dass sie sich wieder sicherer fühlen können. Wir dürfen sie jetzt nicht allein lassen.“ Man werde Geld in die Hand nehmen müssen, um weiter intensiv für den Fair-Play-Gedanken im Fußball und gegen Gewalt, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus einzutreten. Dabei dürfe es nach Auffassung der SPD-Fraktion nicht nur um die Bestrafung von Gewalttätern gehen. Vielmehr sollten auch diejenigen Vereine belohnt werden, die sich in besonders positiver Weise hervortun und den Fair-Play-Gedanken leben. Die SPD-Landtagsfraktion werde gemeinsam mit Aktiven schon bald konkrete Vorschläge erarbeiten.